RainerSturm  / pixelio.de

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Streit um neue Kunstrasenplätze

Erschienen am 24.09.2012

Kölnische Rundschau

Fast 800 Zuschauer säumten vor knapp vier Wochen den alten Aschenplatz an der Röckumstraße, als der FV Endenich zum Landesligaauftakt gegen den Bonner SC einen 5:1-Erfolg feierte. Der FV Endenich würde sich an einer Umwandlung in einen Kunstrasenplatz beteiligen.

Um die Reihenfolge, in der Fußballplätze im Bonner Stadtgebiet in moderne Kunstrasenanlagen umgewandelt werden sollen, ist ein heftiger politischer Streit entbrannt. In Endenich soll bei Eigenbeteiligung des FVE beschleunigt saniert werden. Um die Reihenfolge, in der Fußballplätze im Bonner Stadtgebiet in moderne Kunstrasenanlagen umgewandelt werden sollen, ist ein heftiger politischer Streit entbrannt. Anlass ist der von der schwarz-grünen Mehrheit getragene Beschluss des Sportausschusses, den Sportplatz in Endenich (Röckumstraße) im Zuge einer sogenannten „Überholspurregelung“ schneller zu sanieren als andere Anlagen, die bislang in einer vom Rat im September 2009 beschlossenen Prioritätenliste ganz oben standen: Plittersdorf, Oberkassel und Sportpark Nord.

Nutznießer der „Überholspur-Regelung“

Schon in dem Ratsbeschluss war aber diese „Überholspurregelung“ verankert, dass Vereine bevorzugt behandelt werden könnten, wenn sie zwei Kriterien erfüllen: Sie müssen durch „besondere sportlichen Leistungen überzeugen“ und sich „angemessen“ an den Umbaukosten beteiligen. Der FV Endenich, der im Sommer in die Fußball-Landesliga aufgestiegen war und die Bereitschaft zur Kostenbeteiligung signalisiert hat, soll Nutznießer dieser Regelung werden. Nach vier Spielen in der Landesliga ist der FVE als Tabellendritter noch ungeschlagen, beim Schlagerspiel zum Saisonauftakt gegen den Lokalrivalen Bonner SC drängten sich fast 800 Zuschauer rund um den alten Aschenplatz.

Die im vergangenen Jahr gegründete Initiative „Pro Sportstadt Bonn“ (PSB), die mehr als 70 Vereine mit 65 000 Mitgliedern repräsentiert, kritisiert jetzt aber, dass „eine standortbezogene Einzelfallentscheidung“ der vom Rat beschlossenen Regelung vorgezogen werde. Zudem werde damit eine „Umverteilung der vorhandenen Mittel zur Sanierung der Sportplätze weg von der Abarbeitung der Prioritätenliste zugunsten der Unterstützung in einem Einzelfall“ bewirkt. Michael Scharf, einer der PSB-Sprecher, sieht in dem Beschluss des Sportausschusses einen Vorgang von grundsätzlicher Bedeutung: „Die Entscheidung hat Bedeutung über den Fußball hinaus. Sie kennzeichnet die gegenwärtige Verlässlichkeit der Bonner Sportpolitik eigenen Beschlüssen gegenüber.“

Auf diese harsche Kritik reagierten Vertreter von Schwarz-Grün wiederum mit „Unverständnis“: Der Sportausschuss habe die Prioritätenliste des Rates von 2009 nicht verändert, sondern lediglich die „Überholspurregelung konkretisiert“, bekräftigen der CDU-Sportausschussvorsitzende Willi Härling und Rolf Beu, der sportpolitische Sprecher von Bündnis 90/Die Grünen. Die „bisher völlig neutrale“ PSB kämpfe damit nicht mehr dafür, dass der Bonner Sport gefördert wird, sondern bewerte auch, für welchen Verein etwas getan werde: Damit habe die Initiative ihre Neutralität verloren.

Von der „Überholspurregelung“ könne jeder Bonner Verein profitieren, der die Kriterien (besondere sportliche Leistung, angemessene Kostenbeteiligung) erfülle. Was darunter konkret zu verstehen sei, das müsse die Stadtverwaltung nun schnellstens in einem „Richtlinienkatalog“ klären, der mit den Vereinen abzustimmen sei, so Härling und Beu weiter. Sie verweisen auch auf Beispiele im Rhein-Sieg-Kreis, bei denen die örtlichen Vereine in die Finanzierung einbezogen waren. So spielen Endenichs Ligakonkurrent Merten und Bezirksligist Wachtberg auf Kunstrasenplätzen, die nach einem solchen Modell finanziert wurden. Härling und Beu weisen auch auf einen weiteren Aspekt hin: „Im Interesse der angespannten städtischen Haushaltslage ist es dringend geboten, auf derartige Eigeninitiativen einzugehen.“

Der Geschäftsführer des FV Endenich, Heinz Wefers, äußerte sich auf Anfrage vorsichtig zu den Plänen. Er skizzierte ein Finanzierungsmodell, bei dem sich Stadt und Verein geschätzte Umbaukosten von 400 000 Euro teilen würden. Der FVE würde die Platzpflege übernehmen und dafür einen jährlichen städtischen Zuschuss von 10 000 Euro erhalten (für die Kommune entfallen gleichzeitig Pflegekosten für den alten Platz von 14 000 Euro im Jahr). Über 20 Jahre gesehen, wären damit die 200 000 Euro des Vereins getilgt. Der Verein müsste aber zunächst einen Kredit von 200 000 Euro aufnehmen und die jährlichen Zinskosten tragen.

„Das wären etwa 6000 bis 8000 Euro jährlich, das könnten wir durch eine Erhöhung der Mitgliedsbeiträge um zwei bis drei Euro monatlich auffangen“, erläuterte Wefers. Jetzt müsse die Stadtverwaltung das Modell präzise durchrechnen und eine Vereinbarung über die Kostenbeteiligung des Vereins ausarbeiten. „Darüber müssten wir dann in einer außerordentlichen Mitgliederversammlung entscheiden.“ Angesichts der Vielzahl noch notwendiger Entscheidungsschritte bezeichnete Wefers „die Saison 2013/14“ als realistisches Ziel für den Abschluss eines Platzumbaus.

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