RainerSturm  / pixelio.de

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Eigene Schätze auf dem Präsentierteller

Erschienen am 13.06.2013

Kölnische Rundschau

Bonn. Eine Tänzerin mit wirbelndem blaugrünen Rock und roten Spitzenschuhen schwebt hoch über einem fröhlich fiedelnden und blasenden Orchester. Das farbenfrohe Bild ist von August Macke und nun als Dauerleihgabe aus Privatbesitz in der neuen Ausstellung zu sehen. Und die beschäftigt sich zum ersten Mal mit einer eigenen Sammlung, die entstanden ist, seitdem das August Macke Haus 1991 zur Gedenkstätte wurde.

Die Leiterin Klara Drenker- Nagels beziffert die Schenkungen und Dauerleihgaben auf 3800 Exponate, die von 64 Künstlern und Künstlerinnen stammen. Doch muss man berücksichtigen, dass allein der Nachlass des expressionistischen Scherenschneiders Ernst Moritz Engert 2500 kleine Schnitte ausmacht. Auch davon sind ausgewählte Szenen und Silhouettenköpfe in dieser Ausstellung zu sehen, die sich mit dem „Kreatürlichen“ in der Darstellung von Tieren, Menschen und Landschaften beschäftigt.

Auffallend ist, dass hier insbesondere die Nachlässe der bislang vergessenen Künstlerinnen eine Bleibe gefunden haben. Mit pointierten Einzelausstellungen wurde von Anfang an, damals noch von Margarethe Jochimsen, ihre Erforschung vorangetrieben. Zugleich entstanden Vertrauensverhältnisse zu den Erben, die dann zu Schenkungen und Dauerleihgaben führten.

Bekannt durch das Macke Haus wurde die Künstlerin Fifi Kreutzer (1891-1977), die ihre Karriere mit Privatunterricht begann, da das Studium für Frauen noch kaum möglich war. Als Ehefrau des viel bekannteren Malers Franz M. Jansen stellte sie ihr Werk stets hinter das ihres Mannes. Wie gut sie war, zeigen beispielsweise die „Tänzerinnen mit afrikanischen Figuren“ in einem schwungvollen Aquarell.

Auch Marie von Malachowski-Nauen (1880 -1943), die mit dem Maler Heinrich Nauen verheiratet war, gehört zu den hier entdeckten Künstlerinnen. Man sieht die Spannbreite ihrer Begabung: Auf einem kleinen Ölbild ist – ganz impressionistisch – eine rot betupfte Mohnwiese dargestellt, auf der zwei Kinder spielen. Im großen Sitzporträt der Katharina Smeets aber, der Ehefrau eines Unternehmers aus der wilhelminische Gründerzeit, erscheint die Wiedergabe ganz altmeisterlich im Stil Liebermanns.

Doch fehlen auch die bekannten Künstlernamen nicht. Ein kleiner Linolschnitt zeugt von der Zusammenarbeit von Franz Marc und August Macke. Beide haben damit die Einladungskarten für die legendäre Ausstellung „Rheinische Expressionisten“ im Jahre 1913 gestaltet. Der kleine Linolschnitt gibt schon ein kleiner Vorgeschmack für die kommende Ausstellung im Bonner Kunstmuseum „Ein expressionistischer Sommer – Bonn 1913“. Eine flotte Kohlezeichnung von Macke zeigt die „Holzfäller in Kandern“, wohin Macke oft zu seiner dort verheirateten Schwester reiste.

Von Paul Adolf Seehaus ist ein fast kubistisch wirkendes Aquarell (Industriebahnhof 1917) hinzugekommen. Ein Selbstbildnis von Max Beckmann lässt ebenso erstaunen wie eine wandfüllende Mondlandschaft von Josef Strater.

All das wurde gesammelt in Zeiten, wo kein Geld mehr für Ankäufe vorhanden ist. Sammlungen aber bilden das Kernstück eines Museums, und dafür werden Depotflächen benötigt. Ein Erweiterungsbau ist also nötig. „Er kommt“, so Drenker-Nagels voller Optimismus. Da dürfte es die Direktorin des Macke-Hauses freuen, dass der Landschaftsverband Rheinland (LVR) jetzt 60 000 Euro für diesen Erweiterungsbau zur Verfügung stellt, im kommenden Jahr könnten vom LVR weitere 40 000 Euro folgen, wie der Bonner Landtagsabgeordnete Rolf Beu (Die Grünen) mitteilte.

Bis zum 29. September; Bornheimer Straße 96; geöffnet Dienstag –Freitag 14.30 Uhr bis 18 Uhr, Samstag, Sonntag, Feiertage 11-17 Uhr

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