RainerSturm  / pixelio.de

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Architekt will Wasserbuslinie

Erschienen am 31.05.2013

Kölner Stadtanzeiger

Für den gebürtigen Bonner Professor Heiner Haass bietet der Rhein ungenutzte Potenziale. Er spricht sich daher für eine Wasserbuslinie zwischen Mehlem und Graurheindorf aus. Es sei verwunderlich, dass der Rhein als Wasserstraße keine Rolle spiele.

Ein „Aquabus“ fährt als Wassertaxi vor der Skyline von Vancouver.  Foto: ddp

Ein „Aquabus“ fährt als Wassertaxi vor der Skyline von Vancouver. Foto: ddp

Eine Wasserbuslinie zwischen Mehlem und Graurheindorf? Der Bund Deutscher Architekten (BDA) hat bereits im vergangenen Jahr diesen Gedanken in die Diskussion gebracht. Mehr als 50 Interessierte folgten jetzt im Kameha Grand dem Impulsvortrag des auf wasserorientierte Stadtentwicklung spezialisierten Professors der Hochschule Anhalt, Heiner Haass. Für den gebürtigen Bonner birgt der Rhein ungenutzte Potenziale.

Es sei doch verwunderlich, dass der Rhein, der „mitten durchs Bonner Wohnzimmer fließt“, kaum eine Rolle als Wasserstraße spiele. Bis auf einige touristische Schiffe und wenige Fähren werde diese Verbindung als weitere Möglichkeit des Personentransports nicht genutzt. „Immerhin sind rund 15 000 Arbeitsplätze unmittelbar in Rheinnähe angesiedelt“, erklärte BDA-Vorsitzender Nikolaus Decker. Hinzu kommen rund 6000 Schüler, die Schulen am Rhein besuchen. Die Bonner Architekten versprechen sich durch solch eine Linie nicht nur eine Aufwertung der Uferbereiche.

Die Stadt, so wurde bereits im Verfahren um den Masterplan Innere Stadt im vergangenen Jahr festgestellt, dreht dem Rhein immer noch den Rücken zu. Für Haass wäre solch eine Wasserbuslinie auch mit einem „enormen Imagegewinn“ verbunden. Gleichzeitig müsse man aber auch „andere Zeitsysteme“ akzeptieren, so der Städteplaner. Taktung und Geschwindigkeit kämen letztlich eher einer „Entschleunigung“ nahe. „Aber solch eine Fahrt etwa von Mehlem zum Arbeitsplatz in Bonn ist ja auch ein Stück Lebensqualität und damit ein Luxus, den man sich gönnt.“ Indes müssten die Haltestellen, die Haass „Übergabepunkte“ nannte, gut mit der Landfläche verzahnt sein. Letztlich würden diese aber eh quasi als Selbstläufer Gastronomie, Kioske und Geschäfte anziehen und damit die Ufer beleben.

Den Rhein als Mitte der Stadt zu akzeptieren, riet auch Moderator Professor Dieter Prinz: „Er ist schließlich kein Randereignis, sondern sollte mit Hilfe solch eines Wasserbusses auch helfen, die einzelnen Teile Bonns enger miteinander zu verknüpfen.“ Für Stadtbaurat Werner Wingenfeld hat die Idee durchaus Charme. Er erinnerte daran, dass der Masterplan den Rhein als „Rückgrat“ der Stadt betrachtet. Ein Wasserbus biete zwar große Chancen, man dürfe die Erwartungen aber nicht zu hoch hängen.

Auch Planungsausschussvorsitzender Rolf Beu (Grüne) war der Idee nicht abgeneigt. Nachdem das Land im jüngsten ÖPNV-Gesetz auch Seilbahnen aufgenommen habe, spreche nichts dagegen, Wasserbusse als Teil des öffentlichen Personennahverkehrs zu akzeptieren. Unterstützung bekam das Projekt aus der Domstadt. Jörg Beste, Mitglied des Kölner Stadtentwicklungsausschusses, warnte davor, die Stadtwerke eine Kosten-Nutzen-Rechnung machen zu lassen. Dann würde die Idee schnell begraben. „Letztlich ist es günstiger als jede U-Bahn, denn Sie brauchen keine Schienen verlegen, keinen Tunnel bauen. Der Rhein als Wasserweg ist ja da. Sie müssen nur die Schiffe anschaffen.“

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