RainerSturm  / pixelio.de

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Hardtbergbahn taucht wieder auf

Erschienen am 03.04 2013

Kölnische Rudschau

Neues aus dem „Loch Ness“: Das in der Öffentlichkeit längst vergessene Großprojekt Hardtbergbahn ist nach knapp 20 Jahren aus der Versenkung wieder aufgetaucht.

Neues aus dem „Loch Ness“: Das in der Öffentlichkeit längst vergessene Großprojekt Hardtbergbahn ist nach knapp 20 Jahren aus der Versenkung wieder aufgetaucht: In der Sitzung des Planungsausschusses der Stadt Bonn äußerte sich Tiefbauamtsleiter Werner Bergman dahingehend, dass noch in diesem Jahr ein Planfeststellungsbeschluss gefasst werden könnte, der das 1994 von der damaligen Rot-Grünen Ratsmehrheit „eingesargte“ Projekt wieder voranbringen könnte. Wenn alles gut liefe, so wird Bergmann in Medien zitiert, könne 2016 mit dem Baubeginn eines ersten Teilabschnitts, der Tieferlegung der Straßenbahnlinien 61 und 62 gerechnet werden. Für eine Tieferlegung werden 40 Millionen Euro veranschlagt, für den Bau der Hardtbergbahn 130 Millionen Euro.

Sein Stellvertreter, Peter Esch, äußerte sich gestern gegenüber unserer Zeitung zu dem Projekt „Hardtbergbahn“: „Dieses genannte Zeitfenster ist äußerst optimistisch und derzeit überhaupt nicht zu bestätigen. Tatsache ist, dass wir Kontakt mit der zuständigen Abteilung bei der Kölner Bezirksregierung aufgenommen haben und unseren Sachstand bezüglich der Hartbergbahn vorgestellt haben. Uns wurden drei, wie ich finde, lösbare ,Hausaufgaben’ mit auf den Weg gegeben, damit es zu einem Planfeststellungsbeschluss kommen kann.“

Erstens muss das Projekt den Bonner Bürgern vorgestellt werden, was nach Eschs Aussage in diesem Sommer, vielleicht Spätsommer, erfolgen soll. Zweitens müssen die Bedenken des Petruskrankenhauses hinsichtlich einer Störung der hochempfindlichen Apparaturen wie dem neuen Hochleistungs-MRT (Kernspintomographie) während der Bauzeit der Röhre und später beim Betrieb ausgeräumt werden. Und drittens muss eine Trassenanpassung am Endenicher Ei vorgenommen werden. Die ursprünglich geplante Trassenführung der Hartbergbahn über eine abgedeckelte Trasse an der Autobahn ist dort nicht machbar, hier schwebt dem Tiefbauamt der bestehende alte Wesselbahnweg als Alternative vor. Peter Esch stellte klar, dass immer das Gesamtprojekt Hardtbergbahn gesehen werden müsse, eine „isolierte“ Tieferlegung der Linien 61 und 62 werde es nicht geben. „Die Tieferlegung ist nur ein erster Abschnitt eines ersten Abschnitts der Hardtbergbahn!“

Nach dem derzeitigen Planungsstand würden die Linien 61 und 62 am „Stadthaus“ über einen bereits bestehenden Tunnelstutzen bis zum Hauptbahnhof geführt. Dann müsse eine neue Röhre unter der Poppelsdorfer Allee gebaut werden mit einem Abzweig in den Bonner Talweg, wo die Linien 61 und 62 in Höhe des Petruskrankenhauses oberirdisch bis nach Dottendorf fahren würden. Die „Hauptröhre“ für die Hardtbergbahn würde unter der Poppelsdorfer Allee bis zur ehemaligen Landwirtschaftskammer an der Endenicher Allee führen und dann oberirdisch über Endenicher Ei bis zur Provinzialstraße. Hier wäre erstmal Endstation. Nach Eschs Aussage steht die Weiterführung der Trasse zum Hardtberg noch aus.

Vor der Erteilung der Baugenehmigung müssen nach Eschs Einschätzung hohe Hürden überwunden werden. Zwei Hürden nannte er schon mal. Der Rat der Stadt müsse ein klares Ja zum Projekt geben und der Kämmerer müsse in einem Zeitraum von fünf Jahren jährlich sechs Millionen Euro bereitstellen. Erst wenn Baurecht und -genehmigung vorlägen, könne man bei der Landesregierung zwecks Fördermittel anklopfen.

Der Planungssprecher der Bonner Grünen, Landtagsabgeordneter Rolf Beu, hat schon mal kräftige Bedenken gegen eine „singuläre“ Tieferlegung der Straßenbahnlinien 61 und 62 bis zum Petruskrankenhaus angemeldet. „Eine solche Tieferlegung erscheint nicht vorstellbar“, sagte Beu in einer Pressemitteilung. „Dieses Projekt kann nur im Zusammenhang mit dem Planfeststellungsverfahren zur Hardtbergbahn gesehen werden.“ „Am sinnvollsten für die Hardtbergbahn“, so Beu, „wäre eine oberirdische Straßenbahnführung auf weitgehend eigener Trasse mit absoluter Ampelvorberechtigung.“

Unverzichtbar für den Grünen-Politiker ist ein Gesamtkonzept für den Bonner ÖPNV, das vor dem Bau der Hardtbergbahn erstellt werden müsse. Eine zeitnahe Realisierung des Projekts Hardtbergbahn sieht Rolf Beu nicht. „Angesichts der knappen öffentlichen Kassen in den Kommunen wie beim Land sollte der Grundsatz gelten: Erhalt vor aufwendigem Neubau.“

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