RainerSturm  / pixelio.de

RainerSturm / pixelio.de

Bürger sollen über Bäder entscheiden

Erschienen am 23.11.2012

Kölnische Rundschau

Die schwarz-grüne Koalition im Stadtrat will die Bäderfrage im Kern von den Bürgern beantworten lassen. Sie können zwischen zwei Modellen entscheiden: dem „Bestandsmodell“ oder dem „Veränderungsmodell“.

Die schwarz-grüne Koalition im Stadtrat will die Bäderfrage im Kern von den Bürgern beantworten lassen. Zwar teilten CDU und Grüne mit, dass die Freibäder nach ihren Vorstellungen komplett erhalten bleiben sollen, aber die Zukunft der Hallenbäder soll in einer Befragung der Bonnerinen und Bonner der Tendenz nach geklärt werden: Sie können, sollte der Stadtrat entsprechend dem Vorschlag beschließen, zwischen zwei Modellen entscheiden: dem „Bestandsmodell“, also dem Erhalt sämtlicher Hallenbäder mit Hardtbergbad, Kurfürstenbad, Beueler Bütt und Frankenbad, oder dem „Veränderungsmodell“, das die Schließung von Bädern vorsieht bei entweder gleichzeitigem Neubau eines neuen, modernen Bades.

Alternativ dazu könnte auch ein Hallenbad geschlossen werden, um ein anderes zu einer Art Erlebnisbad auszubauen. Das Bestandsmodell wäre mit einer Preissteigerung der Eintrittskarten verbunden („Bäder-Soli“), „die nicht im Centbereich, sondern darüber liegt“, sagte der planungspolitische Sprecher der Grünen, Rolf Beu.

Wie viel teurer es werden würde, müsste die Stadtverwaltung erst noch berechnen. Die Rede war von rund zwei Euro, derzeit kostet ein normaler Besuch am Tag vier Euro für Erwachsene und 2,50 Euro für Kinder und Jugendliche bis 17 Jahre.

Die Frage, welches Bad geschlossen werden könne oder solle, lässt die Koalition absichtlich offen, um nicht Front zu machen gegen oder für bestimmte Standorte. „Wir wollen keinen Kampf der Bezirke“, erklärte der Fraktionsgeschäftsführer der CDU, Georg Fenninger, der mit einer Entscheidung bis zum Sommer kommenden Jahres rechnet. Die Verwaltung soll nun „Pro und Contra der Modelle“ erarbeiten, so steht es im Antrag. Auch soll sie prüfen, inwiefern die Einnahmen noch gesteigert werden können, beispielsweise über die Vermarktung von Bäderteilen wie einem Areal des Melbbades an der Trierer Straße, für das in der Vergangenheit eine Wohnbaufirma Interesse angemeldet hatte.

Die Schulschwimmbäder in Bodelschwingh-Schule, Konrad-Adenauer-Gymnasium, Derletalschule, Joseph-von-Eichendorff-Schule und Ludwig-Richter-Schule sollen bestehen bleiben. Nach einer Sanierung des Schwimmbades im Sportpark Nord, das derzeit vornehmlich die Mitglieder der Schwimm- und Sportfreunde Bonn (SSF) nutzen, könnte die Öffentlichkeit die Schwimmstätte stärker nutzen.

Wenig begeistert zeigte sich die SPD über die Pläne der Ratsmehrheit. Die Bonner könnten nun „zwischen Pest und Cholera wählen: Bäderschließungen oder spürbare Erhöhung der Eintrittspreise, wie die Koalition es nennt“, äußerte sich der sportpolitische Sprecher der SPD Peter Kox. Die Linke sieht zwei „schlechte Alternativen“.

Die Sozialdemokraten haben einen Änderungsantrag eingereicht, der den Bäderbetrieb unter dem Dach der Stadtwerke Bonn vorsieht, dabei würde es sich „um eine kostensparende und effizienzsteigernde Betriebsform handeln“, glaubt die SPD. Der Bonner FDP-Landtagsabgeordnete Joachim Stamp warf Schwarz-Grün Versagen vor: „Statt verantwortlich zu entscheiden, schieben CDU und Grüne den Schwarzen Peter den Bürgern zu.“

Die Entscheidung werde nun wieder einmal in die Zukunft verschoben, kritisierte FDP-Chef Werner Hümmrich. Er lobte allerdings die Art der Fragestellung, über die die Bürger entscheiden sollen. Sie sei allemal besser „als ein Wettrennen, welches Bad die meisten Unterstützer hinter sich versammeln kann“.

Der Investitionsbedarf der maroden Hallenbäder liegt laut einem Gutachten der Adam & Partner Unternehmensberatung bei 48 Millionen Euro; der Haushalt sieht ab 2015 aber nur 31 Millionen Euro vor. Die Verwaltung hatte deshalb – entgegen der Neubau-Empfehlung des Gutachters – den Ausbau des Frankenbades zu einem Citybad empfohlen bei gleichzeitiger Schließung des Hardtbergbades.

Verwandte Artikel