Foto: derzeitige TALENT-Triebzüge auf der RB23

Foto: derzeitige TALENT-Triebzüge auf der RB23

Die Voreifelstrecke – Eine Bahn-Erfolgsgeschichte

Zum Fahrplanwechsel am 15.12.2013, der damit verbundenen, weiteren Angebotsverbesserung und der Inbetriebnahme der ersten beiden neuen Haltepunkte an der Voreifelstrecke (RB 23 Bonn – Euskirchen – Bad Münstereifel) ‚Bonn Helmholtzstraße‘ und ‚Rheinbach Römerkanal‘ erklärt der bahnpolitische Fraktionssprecher im NRW-Landtag und Vorsitzender des Bonner Planungs- und Verkehrsausschusses Rolf Beu (GRÜNE):

„Die Geschichte der Strecke Bonn – Euskirchen – Bad Münstereifel, der Voreifelbahn, ist eine verkehrspolitische Erfolgsgeschichte.

Während bis dahin sogar Eilzüge zwischen Aachen und Bonn über Düren – Euskirchen verkehrten und die Kaiser- mit der Bundeshauptstadt umsteigefrei verbanden, wurde in den 1970-iger Jahren von der damaligen Deutschen Bundesbahn (DB) ernsthaft überlegt, den Personenverkehr neben der Strecke Euskirchen – Düren, der Bördebahn, auch auf den Bahnstrecken Euskirchen – Bonn und Euskirchen – Bad Münstereifel einzustellen und die Strecken stillzulegen. Für die Fahrgäste, die heutzutage in der Hauptverkehrzeiten – in der Region Bonn – in den vollen Zügen dicht an dicht stehen, einfach unvorstellbar.

Statt der Stilllegung entschied die DB sich, das Angebot ab 1979 versuchsweise auszuweiten. Als wichtigster Schritt wurde ein Taktverkehr eingeführt. Nun mussten die Fahrgäste keinen komplizierten Fahrpläne mehr beachten, sie wussten, bis auf den Bahnhof Kottenforst halten alle Züge an allen Haltepunkten und sie fahren jede Stunde zur gleichen Zeit. Tagsüber wurde werktags ab 1979 tagsüber zwischen Bonn und Euskirchen ein 30-Minuten-, abends und am Wochenende ein 60-Minuten-Takt eingeführt.

Die Fahrgastzahlen stiegen für die DB unerwartet deutlich an. Die Stadt Bonn nutzte 1994 die durch die Bahnreform entstandene Möglichkeit, Verkehrsleistungen zu bestellen und bestellte ab 1994 auf eigene Kosten eine weitere Leistungsausweitung. Ab 1994 wurde auf dem meist nachgefragten Streckenabschnitt zwischen Bonn Hbf und Witterschlick ein 15-Minuten-Takt in der Hauptverkehrszeit eingeführt. 1995 wurde dieses Angebot von Witterschlick bis Rheinbach ausgedehnt.

1996 wurde der Haltepunkt ‚Meckenheim Industriepark‘ in Betrieb genommen. Über ihn wurde neben dem großen Meckenheimer Industrie- und Gewerbegebiet auch der einwohnerstarke Stadtteil Merl an die Bahn angeschlossen.

Auf Grund einer Ausschreibung des Verkehrsverbundes Rhein-Sieg (VRS) für die Jahre 1998 bis 2013 wurden ab 1998 die mit Diesellokomotiven bespannten Wagenzüge durch modernere Diesel-Triebzüge VT 644, Typ ‚Talent‘, des kanadischen Herstellers Bombardier, ersetzt.

An etlichen Stationen wurden fahrgastfreundliche Hochbahnsteige errichtet. Nach dem das historische Bahnhofsgebäude leider abgerissen wurde, wurde der nur noch eingleisige Bahnhof ‚Bonn-Duisdorf‘ 2003/2004 zu einem Haltepunkt mit zwei Bahnsteigen umgebaut. Im September 2011 erfolgte die Inbetriebnahme des Elektronischen Stellwerks in Euskirchen.

Da die Fahrgastzahlen weiter anstiegen, wurden zusätzliche Ausbaumaßnahmen geplant und beschlossen. Der Bau neuer Haltepunkte in Bonn und dem Rhein-Sieg-Kreis erforderte weitere Optimierungen, wie die Wiederherstellung der Zweigleisigkeit zwischen Bonn-Duisdorf und Witterschlick.

In einem weiteren VRS-Ausschreibungsverfahren erhielt die DB die Betriebsführung für weitere 20 Jahre bis 2033.

Mit dem Fahrplanwechsel am 15.12.2013 wurden nun die beiden neuen Stationen ‚Bonn Helmholtzstraße‘ und ‚Rheinbach Römerkanal‘ in Betrieb genommen. Erster dient insbesondere der Erschließung der Arbeitsplätze und der Schulen im Duisdorfer Osten und des neuen Wohngebietes zwischen Duisdorf und Lessenich.

Gleichzeitig wurde das Fahrplan-Angebot um weitere Spätfahrten bis nach Mitternacht erweitert, so dass auch Nutzerinnen und Nutzer der Bonner Kultur- und Gastronomieangebote die Voreifelbahn für ihre sichere Heimfahrt nutzen können. Ebenfalls gibt es ab dem 15.12.2013 an Sonn- und Feiertagen neue Frühfahrten; ein Angebot für Tagestouristen in die Eifel.

Foto: derzeitige TALENT-Triebzüge auf der RB23

Foto: derzeitige TALENT-Triebzüge auf der RB23

Die nächsten Schritte:

–  Vermutlich bis Sommer 2014 werden die ‚Talente‘ vollständig durch neue Diesel-Triebzüge vom Typ Coradia LINT des französischen Herstellers Alstom ersetzt. Obwohl die ersten Coradia LINTs bereits 1999 gebaut wurden, erhielten sie durch das Eisenbahnbundesamt die Zulassung für die Voreifelbahn erst im Herbst 2013, so dass die ursprünglich vertraglich vereinbarte Betriebsaufnahme im Dezember 2013 nicht möglich war.

–  Der Schienenausbau im Bereich Bonn Güterbahnhof und die Zweigleisigkeit von Bonn bis Witterschlick werden bis Ende 2014 fertiggestellt.

–  Eine neue Wendeanlage am Bahnhof Rheinbach wird fertiggestellt.

–  Die letzten beiden der vier neuen Haltepunkte werden im Dezember 2014 eröffnet: ‚Bonn-Endenich Nord‘ und ‚Alfter-Impekoven‘.

–  Die Bahnsteige an den Stationen ‚Bonn-Duisdorf‘ und ‚Bonn Helmholtzstraße‘ erhalten eine Überdachung – wie sie bereits in ‚Witterschlick‘ errichtet wurde. Auf den Bahnsteigen von ‚Bonn-Endenich Nord‘ werden zusätzliche Wetterschutz-Unterstände errichtet. Da die DB eine Kostenübernahme ablehnt, beschlossen die Ratsgremien der Stadt Bonn im Dezember 2013 die Errichtung auf eigene Kosten aus der gestiegenen ÖPNV-Pauschale, die Bonn vom Land Nordrhein-Westfalen erhält.

Erich Westendarp / pixelio.de

Erich Westendarp / pixelio.de

Und die Zukunft:

–  Bedarfshalt einiger Kurse am Bahnhof Kottenforst auch von Montag bis Freitag, um auch unter der Woche Wanderinnen und Wandern einen Besuch des Kottenforsts zu ermöglichen.

–  Vermutlich ab Dezember 2015 werden in einem ersten Schritt an Sonn- und Feiertagen die beiden RegionalBahn-Linien RB 23 (Bad Münstereifel – Euskirchen – Bonn) und RB 30 (Bonn – Remagen – Ahrbrück) miteinander verbunden.

–  Bau einer Wendeanlage in ‚Bonn-Duisdorf‘, um eine Verlängerung der zur Zeit in Bonn Hbf endenden und im Bereich Bonn Güterbahnhof wartenden Züge der RegionalBahn-Linie 30 über ‚Bonn-Endenich Nord‘ bis Duisdorf zu ermöglichen.

–  Ziel bleibt – unter dem Titel ‚Großes C‘ – an allen Tagen der Woche die umsteigefreie Verbindung der beiden RegionalBahn-Strecken 23 und 30 zu erreichen. Damit könnte erstmals in der Geschichte auch eine innerstädtische Verknüpfung aller dann sieben linksrheinischen Bahnhöfe und eine konkurrenzlos schnelle und damit bedeutende ÖPNV-Verbindung in Bonn geschaffen werden.

–  Umwandlung der RegionalBahn in eine S-Bahn. Vorrangig aus Marketinggründen könnte nach der Praxis im Bereich des Verkehrsverbundes Rhein-Ruhr (sh. S-Bahn Kaarst – Düsseldorf – Mettmann) dies auch bereits kurzfristig ohne Elektrifizerung erfolgen.

–  Vor Ende des aktuellen Betriebsführungsvertrages Elektrifizierung der Strecke im Abschnitt Bonn – Euskirchen. Und mögliche Verknüpfung des Abschnitts Bad Münstereifel – Euskirchen mit der wieder in Betrieb genommenen (reaktivierten) Bördebahn Euskirchen – Düren.“

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