RainerSturm  / pixelio.de

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Alle Hallenbäder auf der Kippe

Erschienen am 22.11.2012

General Anzeiger Bonn

BONN. Ist das der große Wurf im jahrelangen Dauerstreit um die Bonner Schwimmbäder? Die CDU/Grünen-Ratsmehrheit will alle Hallenbäder auf den Prüfstand stellen und die Bürger fragen, welche Nachteile sie lieber in Kauf nehmen wollen.

Das Frankenbad hat zwei 25 Meter-Schwimmerbecken und ist das einzige Hallenbad mit einer Tribüne. Foto: Volker Lannert

Das Frankenbad hat zwei 25 Meter-Schwimmerbecken und ist das einzige Hallenbad mit einer Tribüne. Foto: Volker Lannert

Denn zur Auswahl stehen zwei nicht besonders angenehme Alternativen. Die Badegäste sollen in den Hallenbädern künftig entweder spürbar höhere Preise bezahlen oder aber es werden Schwimmhallen geschlossen, so die Kurzform. Im Gegensatz zu den Plänen der Stadtspitze, drei Bäder zuzumachen, wollen CDU/Grüne am Donnerstag im Sportausschuss beschließen: Die Bonner Freibäder bleiben auf Dauer erhalten. Und bei den Hallenbädern sollen die Bürger sagen, welches Modell sie lieber wollen.

1.) Das Bestandsmodell: Alle Hallenbäder bleiben erhalten, werden saniert und aufgewertet. Aber dafür gibt es dann eine „spürbare“ Erhöhung der Eintrittspreise, von CDU/Grünen bezeichnet als „Bäder-Soli“. „Den Bestand zu halten bedeutet nicht, dass es das umsonst gibt“, so Klaus-Peter Gilles (CDU). Die Eintrittspreise seien in Bonn am unteren Level.

2.) Das Veränderungsmodell: Es werden Bäderstandorte reduziert und die verbleibenden Schwimmhallen aufgewertet. Oder sogar ein neues Hallenbad gebaut, damit die Bürger auf modernstem Stand schwimmen können. Ein einziges Hallenbad zu schließen würde 15 Millionen Euro an Sanierungskosten sparen, bei zweien sei es schon 28 Millionen. Hinzu kämen die jährlich eingesparten Zuschüsse.

Wie stark die Preise steigen sollen, sagten CDU/Grüne am Mittwoch nicht, weil das noch ungeklärt sei. „Die Erhöhung wird aber jenseits der Cent-Grenzen liegen“, meinte Rolf Beu (Grüne) bereits. Ähnlich ist das mit Schließungen. Wie viele und welche Bäder zumachen würden, bleibt noch offen. Man habe da bewusst noch keine Standorte genannt, damit die Bürger eine grundsätzliche Entscheidung treffen können, was ihnen lieber ist – entweder bleibt Alles beim Alten und werde teurer oder man schließe mindestens zwei Bäder und baue ein neues Bad. Beides zusammen gehe nicht, so Beu: „Es gibt keine Besitzstandswahrung mehr“, sagte er.

Man habe sich entschieden, Frei- und Hallenbäder getrennt zu betrachten. „Wir wollten nicht alles abbauen, sondern Standards erhalten und trotzdem einen Sparbeitrag zum Haushalt leisten“, erklärte Klaus-Peter Gilles den Zwiespalt. Nur zu streichen, wie OB Nimptsch es bei den Bädern vorhabe, sei aber „unintelligent“. Deshalb werde dieser Vorschlag der Stadtspitze auch im Sportausschuss kassiert, kündigten CDU/Grüne an.

Was aber wollen die Bürger? Welches Vorgehen ist ihnen lieber? Das soll in einer Befragung Anfang 2013 geklärt werden. „Wir sind gespannt auf das Ergebnis“, so Beu. Wie die Beteiligung abläuft, regelt der Bürgerausschuss noch im Detail. Basierend auf dem Ergebnis will die Ratsmehrheit dann im Frühjahr eine Grundsatzentscheidung treffen.

Der Projektbeirat Bäderkonzept tagt heute (Donnerstag) um 16 Uhr, danach tritt um 18 Uhr der Sportausschuss zusammen. Beide Sitzungen sind öffentlich und finden im Konferenzraum der Stadtwerke Bonn, Theaterstraße 24, statt.

Das ist bei den Freibädern gefragt:

Sie sollen erhalten bleiben, wie dies auch die Gutachterin vorgeschlagen hatte. In dem Antrag von CDU/Grünen sind das Ennertbad, das Melbbad, das Römerbad, das Rüngsdorfer und das „Friesi“ zum Erhalt erwähnt – das Hardtbergbad jedoch nicht, da es mit seinem Hallentrakt einen Zwitter darstellt.

Man setzt bei den Freibädern auf freiwillige Beiträge der Nutzer, insbesondere der Fördervereine der Freibäder, um die Kosten maßgeblich zu reduzieren. Eine Zielvorgabe, wie hoch dieser „maßgebliche Beitrag zur Kostensenkung“ beim Betrieb der Bäder sein soll, ist nicht genannt.

Außerdem könnten Außengelände künftig etwas kleiner werden, denn die Stadtverwaltung soll für sämtliche Bäder zügig prüfen, ob Teile der Grundstücke vermarktbar und bebaubar sind. Dafür kämen vor allem ein Grundstücksareal des „Friesi“ oder die Grünfläche des Melbbades an der Trierer Straße in Frage.

Das ist bei den Hallenbädern gefragt:

Sobald doe Bürger sich für eine der beiden Varianten entschieden haben, soll die Stadtverwaltung untersuchen, wie der Plan umgesetzt wird – also wie hoch genau die Preiserhöhung ausfällt oder aber welche Hallenbäder geschlossen werden bzw. wie die Sanierungen ablaufen.

Damit der Schwimmunterricht weiter stattfinden kann, sollen die fünf Schulschwimmbäder erhalten bleiben und den Vereinen zur Verfügung gestellt werden. Für das Schwimmbad im Sportpark Nord sehen die Pläne vor: Es wird mit den für 2014 im Wirtschaftsplan vorgesehenen Geldern saniert.

Und die Stadt verhandelt mit den SSF Bonn über eine stärkere Nutzung des Beckens durch Schulen, Vereine und die Öffentlichkeit für den Zeitraum nach der Sanierung. Außerdem bekommt die Stadt den Auftrag, spätestens bis Ende Mai einen Vorschlag zur künftigen Betriebsform der Bäder vorzulegen.

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